Ein automatisiertes Schienenfahrzeug, das auch auf der Straße fahren kann: Das ist die Vision des Forschungsprojektes „AuToRail OWL - Automated Transport of Road and Rail Goods OWL“. Zur Freude aller Beteiligten hat Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling jetzt den Förderbescheid in Höhe von 2,3 Millionen Euro überreicht, sodass die Entwicklung des innovativen Verkehrsmittels weiter Fahrt aufnehmen kann. Neben der Hochschule Bielefeld, der Universität Bielefeld, der Technischen Hochschule OWL und der RailCampus OWL ist die Stadt Verl mit ihrer Immobilien- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (VIW) an dem Projekt beteiligt. In Verl soll das innovative Transportfahrzeug auch getestet werden.
Dazu wird am ehemaligen Kaunitzer Bahnhof ein Labor mit einem Bürocontainer und einer Werkstatt aufgebaut. Die Versuche finden auf einem 200 Meter langen Teilstück der Bahnstrecke zwischen Verl und Hövelhof statt, das die Teutoburger Wald Eisenbahn GmbH für die dreijährige Laufzeit des Projektes zur Verfügung stellt. Während des Testbetriebs werden weder Personen noch Güter transportiert. Zunächst geht es um die Entwicklung und Realisierung des automatisierten Ein- und Ausgleisvorgangs, also um die technische Machbarkeit.
Ein autonomes hybrides Fahrzeug könnte ein Beitrag zur Lösung des „Letzte-Meile-Problems“ sein, also die Schiene auch für Ziele ohne unmittelbaren Gleisanschluss zu erschließen. Die Vision: Lange Strecken werden auf der Schiene zurückgelegt, Streckenabschnitte ohne Gleise auf der Straße - ohne dafür eine besondere Infrastruktur vorhalten zu müssen. Der Wechsel zwischen Straße und Schiene und umgekehrt soll so automatisiert werden, dass er mit möglichst geringem Zeitverlust erfolgt und in das bestehende Schienennetz eingebunden werden kann.
Somit sollen die Vorteile der Straße wie etwa die gute Anbindung von Betrieben mit den Vorteilen der staufreien und klimaschonenden Schiene ohne zeitaufwändiges Umladen von Fracht kombiniert werden. Ein autonomes hybrides Fahrzeug könnte insbesondere auf eingleisigen Bahnstrecken in ländlichen Regionen zum Einsatz kommen und so zu deren Reaktivierung beitragen. Doch vor der konkreten Anwendung steht zunächst die Entwicklungsarbeit.
Dafür wollen die Projektpartner auf der Basis eines Rangierroboters, der ferngesteuert auf Straße und Schiene fahren kann, um in Bahnhöfen Güterwagen zu bewegen, durch Umbauten und Erweiterungen ein fahrerloses Fahrzeug entwickeln, das automatisiert auf Straße und Schiene fahren kann. Kerninnovation ist der automatisierte Wechsel von Straße auf Schiene und umgekehrt. Hier soll unter anderem eine Schienenerkennung mit optischen Systemen zum Einsatz kommen. Ziel ist ein Demonstrationsbetrieb, um die technische Machbarkeit aufzuzeigen.
„Wir freuen uns sehr, ein so zukunftsträchtiges Forschungsprojekt zum Schienenverkehr der Zukunft in Verl initiieren zu dürfen“, betont der Erste Beigeordnete Thorsten Herbst. Und Sebastian Brauner, Geschäftsführer der VIW, ergänzt: „Für einen starken Wirtschaftsstandort wie die Stadt Verl ist die Entwicklung von Alternativen zum herkömmlichen Güterverkehr auf der Straße natürlich hochinteressant. Die Mobilität muss nachhaltiger werden, auch mit Blick auf den Klimaschutz. Insofern sind wir gerne Teil dieses innovativen Verkehrsprojektes und gespannt auf die Forschungsergebnisse.“
Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling sieht ebenfalls große Chancen in dem Projekt: „Gerade für den ländlichen Raum zeigen solche Modellprojekte zukunftsweisend Alternativen auf“, ist sie überzeugt. Das Projekt „AuToRail OWL“ wird über eine Laufzeit von drei Jahren im Rahmen des „EFRE/JTF-Programms NRW, REGIONALE Ostwestfalen-Lippe: Vernetzte Mobilität und digitale Anwendungen“ gefördert.
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Die Vertreter aus Verl bei der Entgegennahme des Förderbescheids durch Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling in der Hochschule Bielefeld: (v. l.) Thorsten Herbst (Erster Beigeordneter), Michael Esken (ehemaliger Bürgermeister und Initiator), Robin Rieksneuwöhner (Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft und Digitalisierung), Sebastian Brauner (VIW-Geschäftsführer) und Lauritz Kanne (Projektleiter).
Quelle: Stadt Verl - hier Original öffnen (www.verl.de)
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